Blindschach-Simultan mit Großmeister Felix Blohberger

Ein Abend voller Magie und Meisterleistung – Bericht von unserem Mitglied Gerhard Kubik- Wir freuen uns, dass wir den entsprechenden Kontakt zu Felix vermitteln konnten

Am Freitag, dem 30. Mai 2025, verwandelte sich die Stadt Leibnitz in eine Bühne für ein außergewöhnliches Spektakel: Um Punkt 19:00 Uhr begann unsere vom Schachverein mit Spannung erwartete Blindschach-Simultanveranstaltung im wunderschönen Kultursaal mit Großmeister Felix Blohberger.

Nach einer kurzen Begrüßung folgte ein kurzweiliges Interview, bei dem Felix zehn interessante Fragen beantwortete – charmant, tiefgründig und mit einem Augenzwinkern. Im Anschluss wurden seine fünf jugendlichen Herausforderer vorgestellt, letzte organisatorische Fragen geklärt – und dann wurde es ernst.

Unsere neunjährige Maximilia hatte die ehrenvolle Aufgabe, dem Großmeister die Augenbinde anzulegen. Ohne Sicht auf die Bretter, nur mit seinem Gedächtnis bewaffnet, begann Felix seine Partien. Der Obmann des Schachvereins übernahm die Rolle des Vermittlers und übermittelte die Züge zwischen Spielern und GM – ein beeindruckendes Zusammenspiel.

Schon in der Anfangsphase sorgte das Geschehen für Staunen: Auf einem Brett, wo sich die komplexe Nilpferd-Variante entwickelte, unterlief Maximilia ein Fehler – der GM nutzte die Gelegenheit gnadenlos und setzte nach nicht einmal 15 Zügen Schach-matt.

Doch auch die anderen vier Jugendlichen gaben ihr Bestes. Besonders der zehnjährige Daniel zeigte Kampfgeist. In der sogenannten „GOAT-Eröffnung“ – eine Hommage an Magnus Carlsen – opferte Felix scheinbar arglos mehrere Bauern. Doch dann kam der Angriff: spektakulär, präzise, unwiderstehlich. Einen Zug vor dem Matt verkündete der GM augenzwinkernd: „Hier liegt irgendwo ein Matt in der Luft.“ Einen Moment lang dachte man, er hätte den Überblick verloren – doch das Matt kam punktgenau. Später erklärte er: Das sei nur ein Scherz für das Publikum gewesen. Faszinierend!

Am dritten Brett versuchte sich der zehnjährige Jiban mit Schwarz in einer scharfen italienischen Variante. Doch auch hier zeigte sich Felix’ Vorbereitung: Er kannte diese Konstellation aus einer früheren Turnieranalyse und lockte seinen Gegner in eine Falle – das dritte Matt.

Mit zunehmender Dauer wurde es nicht einfacher. Zwei- bis dreimal kam es zu Missverständnissen bei der Zugübermittlung, doch Felix blieb souverän. Er rekonstruierte die Stellungen im Kopf, ordnete neu, spielte weiter – eine echte Gedächtnisakrobatik.

Das vierte Brett stellte ihn besonders auf die Probe: Über lange Zeit wurden weder Figuren noch Bauern getauscht – für den GM eine der größten Herausforderungen an diesem Abend. Doch auch hier startete er gegen den 14-jährigen Maximilian einen energischen Angriff und erhöhte auf 4:0.

Nun richteten sich alle Augen auf das letzte Brett. Konnte der 17-jährige Jan vielleicht doch noch einen Ehrenpunkt für das Jugendteam retten? Doch Felix ließ keine Zweifel aufkommen. Im Endspiel, welches er herunterblitzte, ließ er seinem Gegner keine Chance – 5:0 nach ca. 2 Stunden Spielzeit.

Eine makellose Leistung – ohne ein einziges Brett gesehen zu haben.

Das Publikum war begeistert. Felix zeigte keinerlei Müdigkeit, sondern gab nach der letzten Partie noch ein Abschlussinterview – inklusive genauer Analyse. Beeindruckend: Er konnte anhand der Spielweise sogar die ungefähre ELO-Stärke seiner Gegner schätzen – erstaunlich treffsicher.

Ein unvergesslicher Abend, der mit vielen Erinnerungsfotos und einem wohlverdienten Drink und einigen Brötchen für unseren Großmeister an der Bar ausklang. Eine wahrlich historische Darbietung des erst 22-jährigen Felix Blohberger – voller Können, Charisma und Leidenschaft für das Spiel der Könige.